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Über Limitationen, Effizienzgewinne und den moralischen Aspekt des Nutzens von AI in unserer Arbeitswelt

Es gibt wohl kaum ein Thema, das derzeit so heiß gekocht wird wie Künstliche Intelligenz (KI) – Chat GPT, Claude, DALL-E, Midjourney, und Hunderte andere KI-Anwendungen, die auf zugrundeliegenden KI-Protokollen basieren oder ganz neue KI-Routinen mit sich bringen. Wenn man es auf einen Begriff reduzieren müsste, dann wohl am ehesten: überwältigend.

KI dringt derzeit in alle Bereiche vor – sei es für Content Creation, als Unterstützung bei der Arbeit, zur Optimierung von Arbeitsabläufen oder für das schnellere Schreiben von Code – die Anwendungen sind so vielfältig wie Blätter im Herbstwind. Gleichzeitig bringt der Hype nicht nur immer mehr Anwendungen hervor, sondern treibt auch so manche Aktienkurse in immer neue Höhen. Aber ist jetzt wirklich das goldene Zeitalter angebrochen in dem KI alles verändert – mit positiven und negativen Folgen? Oder wird alles heißer gekocht als gegessen und der Hype kollabiert am Ende wieder wie die dotcom Bubble?

AI bringt Effizienzsteigerungen und kann die Kreativität fördern

Tatsächlich beginnt KI bereits unsere Arbeitswelt zu verändern. Und dem sollte man nicht unbedingt direkt ablehnend gegenüberstehen und Verschwörungstheorien ersinnen, in denen à la Terminator oder Matrix die künstliche Intelligenz alles übernimmt und sich unserer entledigt. So weit ist künstliche Intelligenz noch lange nicht und selbst jetzt ist das, was wir als AI kennen keine echte künstliche Intelligenz, sondern auf Algorithmen und massenhaftem Training basierende Konstrukte. Auch wenn es so wirkt, als könnte bildbasierte KI bereits die interessantesten Dinge erträumen, so steht hinter allem immer noch irgendwo ein von Menschen erschaffenes Muster, und die KI versucht aus all dem Input eine neue Kreation zu schaffen.

Dennoch können wir diese Technologien bereits zu unserem Vorteil nutzen. Chat-KI kann für einfache Aufgaben trainiert werden, um die Rechtschreibung, Grammatik und den Ausdruck von Texten zu prüfen. Einfachste Code-Routinen können schnell und recht zuverlässig generiert werden, um sie in produktiven Code einzubinden. Wir können mit Chat GPT interagieren und uns Anregungen und Ideen holen, wobei wir manchmal auf Gedanken kommen können, auf die wir von alleine nicht so schnell gekommen wären. Basierend auf einer gut strukturierten Stichwortliste können wir recht zügig einen Blogartikel erstellen lassen, den wir jedoch im Anschluss noch überarbeiten sollten. Für Moodboards oder zur schnellen Bebilderung können wir Bild-KI nutzen, um Thumbnails und Beispielbilder zu erstellen. Mit der neuen Funktion „generative fill“ können wir in Photoshop unerwünschte Bildbereiche schneller entfernen, Bilder erweitern, denen es an Details oder Arbeitsfläche mangelt oder Bilder zusammenfügen. Dadurch können wir deutlich schneller bestimmte Ergebnisse erzielen, für die zuvor deutlich mehr Aufwand erforderlich war.

Chat GPT kann trainiert werden, bestimmte Tasks und Routinen zu übernehmen, um Zeit einzusparen und anders nutzen zu können.
>> Textbasierte KI kann trainiert werden, um bestimmte Aufgaben und Routinen zu übernehmen, um Zeit einzusparen und diese anders nutzen zu können. Hier wurden bewusst Fehler in einen Text eingebaut, welche die KI identifizieren und ausbessern sollte — Chat GPT 3.5

Das alles spart uns Zeit und ermöglicht es uns, diese effektiver zu nutzen, um anderen produktiven Prozessen mehr Raum zu geben oder um andere notwendige Aufgaben zu erledigen. Sich völlig gegen die Nutzung von AI zu sperren ist daher nicht empfehlenswert, immerhin kann Sie uns den Arbeitsalltag vereinfachen und unsere Effizienz sogar verbessern.

Natürlich ist es ein berechtigter Einwand, dass über kurz oder lang Menschen ihre Arbeit durch KI verlieren könnten – besonders wenn es um einfachere Tätigkeiten geht, die eine KI schnell und sicher übernehmen kann. In den meisten Fällen wird jedoch nicht die KI uns ersetzen, sondern Menschen, die gelernt haben, KI zu bedienen und die gleiche Arbeit schneller und effizienter zu erledigen wissen.

Nicht alles ist Gold, was glänzt

Wer jetzt aber denkt, dass der Output von AI perfekt ist und wir uns damit einfach zurücklehnen können, hat weit gefehlt. Sowohl Outputs textbasierter KI als auch bildbasierter KI benötigen in der Regel immer noch Nachbearbeitung, um zu einem perfekten Ergebnis zu gelangen. Text-KI ist zwar mittlerweile deutlich besser geworden, aber im Grunde plappert sie vor sich hin. Da nicht immer der aktuellste Datenstand die Grundlage des Trainings der KI ist, sind aktuelle Ereignisse für eine Text-KI wie eine Blackbox, und sie ist daher für erweiterte Abfragen zu aktuellen Bezügen schlicht nicht zu gebrauchen.

Die generierten Texte sind zudem immer ähnlich aufgebaut – es gibt eine Art Einleitung, einen Hauptteil und einen Abschluss oder ein Fazit. Dabei beherrscht die KI jedoch nicht immer zwingend die optimale Formulierung zu finden, Wortwiederholungen zu vermeiden oder einen flüssigen und eleganten Lesefluss zu produzieren. Die KI arbeitet Ihre Routine ab und wiederholt dabei stets den gleichen Aufbau. Zwar können wir die textbasierte KI trainieren, auf bestimmte Dinge zu achten, das heißt aber nicht, dass die Text-KI immer wirklich versteht, worauf wir hinauswollen, geschweige denn ein Ergebnis präsentiert, das unseren Ansprüchen entspricht. Ein guter Texter kann sich die Arbeit also ein wenig vereinfachen und wird nicht gleich obsolet werden.

>> AI kann sehr kreative Ergebnisse erzielen, scheitert aber oft noch an so einfachen Dingen wie der richtigen Anzahl von Fingern oder Zehen. — Generiert mit Midjourney

Bild-KIs wie DALL-E, Stable Diffusion, Midjourney oder Leonardo.ai haben ebenfalls ihre Schwächen – nach wie vor sind noch immer Hände und Füße scheinbar ein Mysterium für die KI. Obwohl die KI mit Hunderttausenden Bildern gefüttert wurde, versteht sie noch immer nicht unbedingt, dass eine normale menschliche Hand nur maximal fünf Finger besitzt und nicht sieben oder acht. Auch das ist eine Folge der Routinen. All die Bilder, die genutzt wurden, um die Bild-KI zu trainieren, werden als Dateninput verwendet, um einen Output zu generieren. Wenn nach der Bildgeneration der Kopf irgendwie unförmig am Körper sitzt, wir zu viele oder zu wenige Finger, Hände oder Füße erhalten, dann meint die AI das nicht böse, sondern weiß es auf Basis der kontextbasierten Pixelzusammenstellung und Mustererkennung einfach nicht besser. Für uns logische Grundannahmen sind der KI unbekannt, weil es eben keine echte künstliche Intelligenz, sondern nur eine neue Form von Algorithmen ist. Folglich müssen wir auch da noch einmal selbst eingreifen – überflüssige oder fehlende Gliedmaßen oder Objekte retuschieren und den Bildoutput an unsere Vorstellungen und Wünsche anpassen. Einen guten Grafiker ersetzt die bildbasierte KI also ebenfalls nicht allzu schnell.

Soziale Bedenklichkeit und negativer Impact auf die Arbeitswelt

Den größten Impact dürfte KI folglich in der Zukunft und teilweise auch schon jetzt auf Lohnarbeiter und Angestellte haben, deren Haupttätigkeiten recht einfach von KI oder von Personen, die KI nutzen, ersetzt werden können. Gerade diesen Personen sollte daher ans Herz gelegt werden, sich mit den KI-Protokollen zu beschäftigen, die den größten Einfluss auf ihre derzeitige Tätigkeit haben könnten.

Aber auch die Art und Weise wie KI-Algorithmen trainiert werden, sollte uns zumindest etwas zum Nachdenken anregen. Denn auch wenn die derzeitigen KIs keine echten künstlichen Intelligenzen sind, werden doch dennoch massiv Ressourcen aufgewendet und gerade in Fernost werden Menschen zu sehr niedrigen Löhnen ausgebeutet, um eben diese KIs zu trainieren, die uns nun die Arbeit vereinfachen.

Moralisch betrachtet ist so eine Form der Ausbeutung natürlich äußerst bedenklich und es steht zur Debatte ob man dies unterstützen möchte. Auch Urheberrechtsverletzungen, gerade bei bildbasierter KI, sowie Datenschutz sind wichtige Themen, die immer wieder zum Thema werden. Letztendlich sehen wir uns mit der Tatsache konfrontiert, dass das Internet eine riesige Kopiermaschine ist, die sämtlichen Content einer KI mit unbeschränktem Zugriff auf das Internet, frei zur Verfügung stellt. Es ist also Aufgabe des Menschen, den Rahmen in dem eine KI „lernen“ kann, zu beschränken und moralische sowie rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer sich sowohl die Menschen, welche KIs trainieren, als auch die KIs selbst bewegen dürfen. Die Initiatoren hinter den Programmen setzen daher zum Teil mittlerweile auch auf Trainingsinhalte, die nur auf Open Source Lizenzen oder aber eigenen Plattforminhalten (z. B. Adobe Stock) basieren.

Auch in Bezug auf die effektive Nutzung von KI kann man sicherlich debattieren. Die einen werden sie kreativ und zur Effizienzsteigerung nutzen, die anderen, um sich damit unliebsame Arbeit vom Hals zu halten. Da das Ergebnis aber nicht allein von der KI, sondern auch von der Nachbearbeitung durch den Nutzer abhängt, dürfte sich relativ schnell zeigen, wer welcher Kategorie angehört. Letztendlich muss die Arbeit mit KI wirtschaftlich bleiben – sowohl für die Nutzer als auch für die Betreiber, deren Serverkapazitäten für die Erstellung von KI-generiertem Content nonstop beansprucht werden.

Fazit – es ist kompliziert

Generative KI kann und wird einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Arbeitswelt haben. Man kämpft zwar teilweise mit kleineren Problemen was die Genauigkeit und echte Kreativität der KI angeht, und es ergeben sich auch soziale und moralische Problemstellungen – aber KI ist aus unserer Zukunft nicht mehr wegzudenken. Wie das Internet ist sie gekommen, um zu bleiben. Es schadet nicht, sich mit KI zu beschäftigen und die Vorteile der neuen Technologie für die eigenen Routinen und zur Effizienzsteigerung zu nutzen, man sollte sich aber auch bewusst sein, dass KI Ergebnisse niemals perfekt sein können – denn schließlich ist die derzeitige künstliche Intelligenz nicht wirklich kreativ und intelligent, sondern einfach nur eine schick wirkende Mustererkennungssoftware.

Rahmenbedingungen für „faire“ KI-Algorithmen zu schaffen und Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden, obliegt den Staaten. Moralische Maßgaben zur Nutzung nur bestimmter Tools vorzugeben, ist Aufgabe der Unternehmen selbst. Und ob man sich mit KI beschäftigt und diese nutzt, ist am Ende eines jeden eigene Entscheidung. Moralisch mag es korrekt sein, hier die Fahne hochzuhalten und sich vereinzelt vielleicht sogar zu weigern, gewisse KI-Routinen zu nutzen, aber letztendlich gilt ebenfalls: Mache ich es nicht, macht es ein anderer.

Für das tiefere Verständnis und einen erweiterten Einblick wie generative KI funktioniert und welche moralischen Probleme sowie technische Restriktionen KIs mit sich bringen, empfehle ich folgendes Video: The AI Revolution is Rotten to the Core – YouTube